Entwicklungs- und TraumaHilfe für Kinder und Jugendliche aus Familien mit Fluchthintergrund


Unsere Schwerpunkte

Was bedeutet Entwicklung?

Die Entwicklung ist ein Teil im Leben eines jeden Menschen. Sie beginnt bereits vor der Geburt im Mutterleib. Das Kind verändert im Laufe der Jahre nicht nur sein Aussehen, sondern auch innere Merkmale, wie Emotionen. Dies wird beeinflusst durch das Wachstum des Gehirns.

Zur Entwicklung gehören sensorische, emotionale, motorische, kognitive, sprachliche und soziale Fortschritte, die das Kind im Laufe der Jahre durchlebt. Bei jedem Kind ist diese Entwicklung individuell und verläuft auf unterschiedliche Weise. Dabei benötigt das eine Kind etwas mehr Zeit als ein anderes Kind, z. B. beim Sprechen oder Laufen. Jedes Kind entwickelt auch so seine ganz eigenen Stärken und Schwächen. Zahlreiche Erfahrungen aus der Umwelt, beispielsweise durch Geschwister, die Eltern oder andere Kinder, werden vom Kind aufgenommen und verarbeitet, sie prägen das Kind dabei nachhaltig.

Es entstehen dadurch viele Verknüpfungen im Gehirn verbunden mit dem Erlernen neuer Fertigkeiten und Fähigkeiten. Die einzelnen Entwicklungsschritte haben bestimmte Zeitfenster, in denen das Kind besonders empfänglich für angebotene Reize ist. Bleiben diese Reize aus, kann dies zu Störungen in der Entwicklung führen.

Außergewöhnliche Umstände, wie z. B. Krieg, Flucht und das Eingewöhnen in eine neue Umgebung, lassen das kindliche Gehirn Dinge fokussieren, die zum Überleben notwendig sind. Entwicklungsaufgaben kann das Gehirn dann nur sehr eingeschränkt ausführen. Die motorischen, sprachlichen, kognitiven und auch emotionalen Fähigkeiten verzögern sich damit, sodass diese Kinder die Entwicklungs-Grenzsteine für ihr Alter oft nicht erreichen. Bei entsprechender Förderung können die Kinder in ihrer Entwicklung meist wieder gut aufholen.

Mit unserem Förderangebot möchten wir die Kinder und die Eltern unterstützen.

Was sind seelische Verletzungen?

Bei einer körperlichen Verletzung, wie bei einem Knochenbruch, geht man zum Arzt, der die Verletzung behandelt, woraufhin sie dann gut heilen kann. Auch die Seele kann Verletzungen erleiden, wie z. B. nach einer Enttäuschung, Liebeskummer oder Beleidigungen. Die Auswirkungen dieser Verletzung sind nicht immer äußerlich sichtbar. Viele fühlen dann eine innere Unruhe, Aggressionen oder ähnliches. Manchmal kann ein gutes Gespräch mit einer vertrauten Person, ein freudiges Erlebnis oder etwas Ruhe solche Verletzungen lindern oder heilen.

Schwere seelische Verletzungen können ohne angemessene Hilfe schlecht oder auch gar nicht heilen. Diese Schwerstverletzungen der Seele heißen Trauma, was aus dem Altgriechischen kommt und „Wunde“ bedeutet.

Erlebt man ein Trauma oder mehrere Traumata (wie z.B. im Krieg oder auf der Flucht), dann erkennt man es oft daran, dass ihre Auswirkungen, Gefühle und Verhaltensweisen bleiben, auch wenn das schlimme Erlebnis schon vorbei ist.

Wie entsteht eine schwere Verletzung der Seele?

Ein Trauma ist ein sehr schlimmes Ereignis in der Vergangenheit, bei dem zum Beispiel:

  • das Leben oder das einer oder mehrerer anderer Personen in Gefahr war
  • man die körperliche Verletzung oder den Tod eines anderen Menschen mitanschauen musste
  • man selbst körperlich verletzt wurde
  • man in der Situation weder fliehen, noch kämpfen konnte
  • man große Angst hatte
  • sich hilflos, ohnmächtig oder ausgeliefert gefühlt hat
  • man entsetzt war, über das was passiert ist

Wie wirkt sich ein Trauma auf den Menschen aus?

So eine traumatische Situation führt zu extremem Stress, der oft nicht mehr alleine bewältigt werden kann (siehe Stresstoleranzfenster). Im Gehirn geht das sogenannte Notfallprogramm an, bei dem das Großhirn (Vernunft, Denken, Planen, Ordnen) ausgeschaltet wird, weil wir in dieser Situation nicht lange nachdenken dürfen. Das Stammhirn, das für unsere Überlebensfunktionen, wie Atmung, Herzschlag usw., verantwortlich ist, schaltet sich in dieser Situation ein und lässt uns entweder Flüchten oder Kämpfen. All die Signale, die das Stammhirn von außen bekommt, werden nur an das Mittelhirn (Erinnerung, Emotionen) weitergeleitet. Das Stammhirn sendet Stressbotschaften an den Körper, damit er hellwach und bereit ist, schnell zu reagieren.

Wenn wir nicht kämpfen oder fliehen können, dann erstarrt der Körper. Wir haben darauf keinen Einfluss, es passiert automatisch. Und es ist in dieser Situation gut, dass es so passiert. Wenn das traumatische Erlebnis zu Ende ist und das Großhirn wieder eingeschaltet wird, weiß dieses häufig nicht, diese Erlebnisse mit all den Gefühlen und Bildern richtig einzuordnen. Denn es war ja nicht anwesend. Diese Erfahrungen zeigen sich dem Bewusstsein später nur bruchstückhaft oder in einzelnen Bildern und Gefühlen (Flashbacks). Es fühlt sich dann so an, als würde man das Trauma noch einmal erleben, obwohl man in Sicherheit ist. Es wird durch sogenannte Trigger, also Reize, die an dieses Erlebnis erinnern, ausgelöst. Häufig zeigen einige Menschen auch eine hohe Wachsamkeit, Nervosität, Ängste, Aggressivität oder auch Konzentrationsprobleme, um den Körper für den Kampf oder die Flucht in Bereitschaft zu halten. Oder aber man fühlt sich wie betäubt, erschöpft, oder man hat das Gefühl, nichts mehr zu schaffen. Das sind normale Anzeichen, wenn man ein solches schweres und belastendes Erlebnis hatte. Es bedeutet nicht, dass jemand verrückt ist, sondern dass man verletzt wurde.

Behandlung in der Praxis

Wenn Sie oder Ihr Kind unter solchen Belastungen leiden, bieten wir gern unsere Behandlung an. Wir begleiten Sie gerne mithilfe von Methoden zur Stabilisierung, Beruhigung und Verarbeitung. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!

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